Der
Komponist Friedrich Goldmann (1941–2009) bewegte sich in
unterschiedlichen Musikgattungen. Er erreichte ab Ende der 70er Jahre
in Ost und West, wie international eine herausragende Reputation.
Der vorliegende Band beschäftigt sich mit 7 Werken des Komponisten
aus den Jahren 1969 bis 1995. Die Globalisierung und ihre Auswirkungen
auf die Gesellschaft(en) war für ihn Anstoß ständiger
Reibungen – sein Komponieren ein immerwährender Rekurs auf
den sozialen und politischen Alltag – oftmals inspiriert von
literarischen Weggefährten wie durch die Texte seines Freundes
Heiner Müller (1929–1995).
In unterschiedlichen Gattungen griff der Komponist Motive der
griechischen Mythologie auf (1968/69 in „Ödipus
Tyrann“ für Chor und Orchester sowie in der Fragment
gebliebenen Kammeroper „Herakles 5“ aus dem Jahr 1970).
Eine weitere Kammeroper entstand 1972–1974 mit „R. Hot bzw.
Die Hitze“ nach der Vorlage „Der Engländer“ von
Jakob Michael Reinhold Lenz (1751–1792) und dem Libretto von
Thomas Körner.
Hierauf konzentriert sich der jahrzehntelange Goldmann-Freund und
Werk-Kenner Reiner Kontressowitz im ersten Teil seiner hier vorgelegten
Analysen.
Der zweite Teil des Bandes enthält Kammermusikwerke für
sechs, neun, zwölf und sechzehn Spieler. Kammermusik war für
Friedrich Goldmann so etwas wie ein Laboratorium. In der „Sonata
a quattro“ nutzt er den Raum als integralen Bestandteil und
lässt die vier Gruppen in unterschiedlichen Kombinationen, d. h.
verschiedensten Kommunikationskonstellationen, an unterschiedlichen
Orten des Raumes spielen.
Der Zyklus … fast erstarrte Unruhe … 1, 2 und 3, aus der
ersten Hälfte der 90er Jahre, entstand im Auftrag Frankfurter,
Berliner und Dresdner Ensembles. Friedrich Goldmann experimentierte in
diesen Kammermusikwerken mit bestimmten Klangstrukturen. Antinomien
beschäftigten den enzyklopädisch gebildeten Komponisten und
verursachten die schöpferische Unruhe in ihm. Seine
Kommunikationsform „Komposition“ ist als eine Sendung von
Botschaften zu verstehen. Seine Ambitionen zielen darauf ab, dass
tradierte Formen durchaus Störungen verkraften, und dass es
möglich ist, neue Symbole zu modellieren und zu implementieren und
so den Übergang von Formstabilität und Instabilität in
sich permanent veränderlichen Grenzen und auf sich selbst
beziehende Qualitäten zu schaffen.