Zwischen/Töne
Musik und andere Künste
Schriftenreihe,  hg. von Hanns-Werner Heister


In der Reihe geht es vor allem um Musik - aber Musik im Zusammenhang mit anderen Künsten und dem historisch-sozialen Prozeß: als tendenzielles Gesamtkunstwerk im Musiktheater, als Vokalmusik, als Programm-Musik mit literarischen oder bildkünstlerischen Sujets; es geht um Experimente und Erkundungen in den weiten, oft kaum erschlossenen Räumen des Imaginäre-Realen zwischen Ton, Wort, Bild, Aktion.


Band 1:
Goldschmidt, Harry: Das Wort in instrumentaler Musik. Die Ritornelle von Schuberts "Winterreise"; 978-3-928770-59-0; 214 S., Hamburg 1995; 35,00 Euro (vergriffen)



Harry Goldschmidt (1910-1986) ist einer der bedeutendsten Beethoven- und Schubertforscher unseres Jahrhunderts. Die nachgelassene Schubert-Studie war noch von ihm selbst für die Veröffentlichung vorbereitet worden. Er analysiert hier detailgenau und zugleich in weitgespannter ästhetischer Perspektive wortgeprägte strukturelle wie semantische Beziehungen zwischen den Vor-, Zwischen- und Nachspielen und den gesungenen Passagen der Lieder und eröffnet damit einen neuartigen, tiefer reichenden Zugang zu dem Zyklus aus Schuberts letzter Zeit (1827).

Band 2:
Höllerer, Elisabeth: Die Hochzeit der Susanna. Die Frauenfiguren in Mozarts "Die Hochzeit des Figaro". Mit einem Nachwort von Eva Rieger; 978-3-928770-49-1; 130 S., Hamburg 1995; 25,00 Euro



Elisabeth Höllerer gelingt es, durch genaues Hinhören und Hinsehen mit einem weiblichen Blick dem scheinbar allbekannten Werk Mozarts von 1786 neue Bedeutungs-Nuancen abzugewinnen, die manchmal ebenso verblüffend sind, wie sie stets einleuchtend wirken - dank ihrer behutsamen Vorgehensweise, die das Verhältnis zwischen Wort- und Notentext sowie theatralischem Kontext gewissermaßen in Großaufnahme ausleuchtet.

Band 3:
Mattenklott, Caroline: Figuren des Imaginären. Zu Hans Werner Henzes "Le Miracle de la Rose"; 978-3-928770-60-6; 156 S., Hamburg 1996; 25,00 Euro



Caroline Mattenklott verbindet in ihrer brillanten Studie über Henzes konzertante Programm-Musik für einen Klarinettisten und 13 Spieler (1981) Ansätze und Methoden aus verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen: zumal eine kritisch aufgearbeitete Psychoanalyse (besonders für die im Werk einschlägige Thematik Homosexualität/ Pädophilie) und Analyse von Henzes spezifischer semantischer Verwendung der Zwölftontechnik, Literaturtheorie und -geschichte.

Band 4:
Noller, Joachim: Wird das gesungene Wort auf der Bühne eine Konvention bleiben ...? Zum italienischen Musiktheater des 20. Jahrhunderts; 978-3-928770-81-1; 202 S., Hamburg 1997; 25,00 Euro




Das italienische Musiktheater des 20.Jahrhunderts ist in der Geschichtsschreibung durch einzelne Komponisten und Werke vertreten, deren Entstehungsbedingungen und kulturrelle Zusammenhänge jedoch meist vernachlässigt werden. Das Gemeinsame wird, oft unausgesprochen, an Gemeinplätzen festgemacht wie Kantabilität oder Leidenschaftlichkeit, deren wirkliche Verfassung in der vorliegenden Abhandlung zur Sprache kommt. Was geschieht mit der einst belcantofixierten Stimme? Was geschieht personen- und handlungsdramaturgisch mit den Sängern? In den Libretti, besonders in der unterschiedlichen Anwendung des Montageverfahrens, ist die dramaturgische Innovation vorgezeichnet. Die italientypische Verknüpfung von Musik und Spettacolo nimmt neue, u.a. auch imaginäre Formen an. Ausgewählte Werke von G.F. Malipiero, L. Dallapiccola, B. Maderna, L. Nono, L. Berio und anderen werden in unterschiedliche theoretische Zusammenhänge gestellt.

Band 5:

Heister, H.-W. (Hg.): Johannes Brahms oder die Relativierung der "absoluten" Musik; 978-3-928770-78-1; 200 S., Hamburg 1996; 25,00 Euro




Brahms' Musik erscheint bei näherem Hinhören manchmal geradezu befleckt, fast im Sinn der "musica impura" Henzes. Die Verbindung mit den großen Ideen der Zeit oder auch nur kleinen, nicht zuletzt erotischen Nöten gestaltet Brahms meist diskreter als die "Neudeutschen". Aber er legt z.B. brieflich Spuren, die er zugleich wieder verwischt. Solche Ambivalenzen mögen auch damit zusammenhängen, daß Brahms bis zu einem gewissen Grad doch seinem "Lager" verpflichtet war und außerdem gegen den Typus Liszt wie Wagner eine schon affektiv tief fundierte Aversion hatte.
Aus Anlaß des 100. Todestags von Johannes Brahm (1833-1897) erscheint hiermit ein Band, in dem in Einzelbeiträgen ein in der Musikgeschichtsschreibung verfestigtes Brahms-Bild hinterfragt wird.
Die Autoren: Hanns-Werner Heister, Georg Knepler, Manfred Wagner, Albrecht Dümling, Hans Joachim Hinrichsen, Michael Heinemann, Thomas Phleps.


Band 6:

Engelbrecht, Christiane; Marx, Wolfgang; Sweers, Britta: Lontano - "Aus weiter Ferne". Zur Musiksprache und Assoziationsvielfalt György Ligetis; 978-3-928770-82-8; 160 S., Hamburg 1997; 25,00




György Ligetis Orchesterkomposition Lontano aus dem Jahr 1967 ist eines der nicht sehr zahlreichen Werke moderner Musik, das einen Zugang zu einer breiteren Hörerschaft gefunden hat.
Die Studie setzt sich erstmals intensiv mit dieser Komposition auseinander. Mittels einer detaillierten Einzelanalyse, die jedoch den Blick für die größeren Zusammenhänge nicht verliert, werden die vielfältigen Schichten dieses komplexen Werkes schrittweise freigelegt, wobei den Querverbindungen zu anderen Kunstgattungen ein besonderes Augenmerk gilt.



Band 7:

Heister, H.-W.; Hinrichsen, H. J.; Langer, Arne; Oschmann, Susanne: Semantische Inseln - musikalisches Festland. Für Tibor Kneif zum 65. Geburtstag; 978-3-928770-94-1; 294 S., Hamburg 1998; 15,00 Euro




Inhalt
Bodo Bischoff: Maß und Zahl - Kerygma und Melos. Textauslegung und theologischer Formbegriff in der Motette Also hat Gott die Welt geliebt (SWV 380) aus der Geistlichen Chormusik 1648 von Heinrich Schütz. / Susanne Oschmann: Johann Kuhnaus Roman Der Musicalische Quack-Salber: Satire und tiefere Bedeutung / Arne Langer: "Ein Guß, Ein Strom der Rede und des Klanges" Heinrich Marschners Musik zu Kleists Prinz Friedrich von Homburg. / Gerrit Waidelich: "in dem Vaterlande der Haydn, der Mozarte und so vieler andern berühmten Componisten". Ein unbekannter Brief Gaetano Donizettis betreffend den Vertrieb seiner Opera buffa Olivo e Pasquale in Deutschland. / Manuela Jahrmärker: Eine Sonatefür das Album von Frau M. W. Überlegungen zu Titel und Gattung von Richard Wagners Wesendonck-Sonate. /  Gerd Rienäcker: Im Blick zurück nach vorn. Lebensbilder in der Wiener Operette. / Christian Martin Schmidt:
Das Verhältnis zwischen Text und Musik bei Schönberg: Musik über Musik. / Andreas Traub: Zur Trompetensonate von Paul Hindemith. / Lucinde Lauer: Creatio ex nihilo - Das sowjetische Oratorium. / Thomas Gerlich: Zum "Corale"-Satz in Sándor Veress' Glasklängespiel. /
Volker Rülke: Die Unendliche Säule. Überlegungen zum Verhältnis von Musik und bildender Kunst anhand zweier Werke von Constantin Brancusi und György Ligeti. / Jens Rosteck: "La musique sous-entendue". Vertonung als verschleierte Stilbilanz bei Federico Mompou / Bernward Halbscheffel: Rühreier, Hard Disc Recording und etwas Betrug. Der kreative Prozeß in der Rockmusik. / Heinrich Poos: Postscriptum zu einem Kompositionswettbewerb. / Andreas Moraitis: Das Parallelenverbot und die Beziehungen zwischen Klang und Stimmführung. / Hans-Joachim Hinrichsen: "Vermittlung" oder Die Anwesenheit der Gesellschaft im Werk. Der Briefwechsel zwischen Theodor W. Adorno und Walter Benjamin als kunstsoziologische Methodendiskussion. / Hanns-Werner Heister: Absolute Muzak. Zur Konstituierung und Destruktion von Bedeutungen im Musikprozeß. / Schriftenverzeichnis Tibor Kneif.


Band 8:

Behschnitt, Rüdiger: Die Zeiten sein so wunderlich ... Karl Amadeus Hartmanns Oper "Simplicius Simplicissimus"; 978-3-932696-06-0; 120 S., Hamburg 1998; 10,00 Euro




Karl Amadeus Hartmann wurde am 2. August 1905 in München geboren (gest. 1963). Die Machtübergabe an die Nazis bedeutete für den humanistisch eingestellten Komponisten eine entscheidende Zäsur. Er gilt als einer der wenigen authentischen Vertreter der "inneren Emigration".
Das Werk von Karl Amadeus Hartmann erfährt in den letzten Jahren verstärktes Interesse, doch bezieht sich dieses hauptsächlich auf seine sinfonische Musik. Als aktiver Antifaschist und Begründer der musica viva in München (ab Herbst 1945 Konzertreihe) wird Hartmanns Leben und Werk meist unter dem Schlagwort "Bekenntnismusiker" und unter kulturpolitischen Gesichtspunkten betrachtet. Rüdiger Behschnitt untersucht Hartmanns Oper Simplicius Simplicissimus - das Werk, in dem Hartmann seinen Widerstand gegen den Faschismus und seinen Kampf für mehr Gerechtigkeit und Humanität besonders deutlich zum Ausdruck brachte und das einen ersten Höhepunkt in seinem Frühwerk darstellt. Hier fand Hartmanns Musiksprache zu einer sehr persönlichen Ausdruckskraft. Die Art und Weise, wie Hartmann Elemente oder Zitate jüdischer und anderer als "entartet" geltender Musik in seine Musiksprache integriert und seine persönliche Stellungnahme in den musikalischen Text einwebt, ist typisch für sein weiteres kompositorisches Schaffen.
Die Analyse zeigt beispielhaft, daß die Eingängigkeit von Hartmanns Musik nicht plakativ ist, sondern auf der subtilen Verwendung einer breiten Palette musikalischer Mittel beruht.

Bände 9-12:
N.N.


Band 13:

Schomerus, Ute: Ecce homo. Die Sacra Rappresentazione "Job" von Luigi Dallapiccola; 978-3-932696-11-4 220 S., Hamburg 1998; 15,00



Luigi Dallapiccola (1904 - 1975) war seit Ende der 30er Jahre dieses Jahrhunderts der wichtigste Vertreter zwölftönigen Komponierens in Italien, und zeit seines Lebens war mit seiner Affinität zum Expressionismus die Vorliebe für textgebundene Musik eng verknüpft.
Ijob (Hiob), das Urbild des leidenden Menschen, wählte Luigi Dallapiccola als Gegenstand seiner halbstündigen Sacra Rappresentazione (1950). Das Libretto stellte Dallapiccola selbst im deutlich erkennbaren Vorausblick auf die Komposition aus der alttestamentlichen Vorlage zusammen. Hier werden die widersprüchlichen Seiten der biblischen Figur schlüssig vereint - der zweifelnde und hadernde Ijob einerseits, der demütig gebeugte, sein Schicksal akzeptierende Ijob andererseits.
Die Rekonstruktion des Schaffensprozesses anhand der überlieferten Entwürfe erbringt den Nachweis, daß Dallapiccola auch für die zweite, endgültige Partiturfassung noch auf das Particell zurückgegriffen hat.
Die Analyse des auf der Basis mehrerer Zwölftonreihen komponierten Werkes zeichnet die bogenförmige Anlage nach. Auf vielen Ebenen wird die intensive Bemühung Dallapiccolas um die Textausdeutung erkennbar - Zitate, Madrigalismen, Satztechnik und Instrumentation stellen sich ebenso in den Dienst des Textausdrucks wie symbolisch verwendete reihentechnische Verfahren.
Die Sacra Rappresentazione Job markiert eine wichtige Etappe auf dem Weg von dem Einakter Il Prigioniero zu der späteren, abendfüllenden Oper Ulisse, die Dallapiccola als die Summe seines Schaffens begriff. Die Überwindung des Leides in der Gotteserfahrung vereint den Job des szenischen Oratoriums mit dem Ulisse der Oper.


Die Schriftenreihe wird als 'neue Folge' im Weidler-Verlag, Berlin, fortgesetzt.

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